FSME






Nach: Ärzte Zeitung, 31.03.2004 (Von Ursula Gräfen)
"Die FSME breitet sich in Deutschland und Europa weiter aus.
Der FSME-Gürtel zieht sich von Deutschland über Rußland nach China und Japan. In Zukunft muß vermehrt mit Mischinfektionen gerechnet werden.


Jetzt ist es doch Frühling geworden. Doch da werden nicht nur Menschen aktiv, sondern auch Zecken.

Sobald es über sieben-acht Grad warm wird, lauern Zecken auf warmblütige Wirtstiere. Es ist also höchste Zeit, in der Praxis an die von Zecken übertragenen Krankheiten zu denken, allen voran die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die aktuelle Karte der FSME-Risikogebiete zeigt auch neu hinzugekommene Landkreise im bayerisch-hessischen Odenwald und in Thüringen. Wer sich in diesen Gebieten Süddeutschlands in der freien Natur aufhält, sollte gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis geimpft sein. Im letzten Jahr wurden 278 FSME-Patienten in Deutschland registriert. "Das ist die höchste Zahl seit 1994", so sagt Professor Jochen Süss von der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Jena im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Auch bei den Risikogebieten für FSME gibt es eine Zunahme: 1998, als die Definition festgelegt wurde, waren in Deutschland 63 Landkreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen. "Im letzten Jahr waren es mindestens 87, vielleicht sogar mehr." Denn die Auswertung sei noch nicht abgeschlossen. Mit ihren Wirtstieren wandern die FSME-Viren nordwärts Die FSME-Viren wandern mit ihren Wirtstieren nordwärts, bedingt durch die Klima-Erwärmung. Und das gilt für ganz Europa.

"In Europa ist FSME inzwischen überall endemisch mit Ausnahme der iberischen Halbinsel, der britischen Inseln und der drei Benelux-Staaten", so Süss. Allerdings gebe es "drastische Unterschiede": von wenigen Einzelfällen in Norditalien bis zu dramatischen Zahlen im Baltikum, vor allem in Lettland. Der sogenannte FSME-Gürtel zieht sich von Deutschland über Rußland bis nach China und Japan, wo die Viren vereinzelt vorkommen. In diesen Risikogebieten sollten Menschen gegen FSME geimpft sein, denn das ist der einzige sichere Schutz.

"Die FSME-Schutzimpfung ist eine Indikationsimpfung." Zur Indikation gehören: Aufenthalt in einem Risikogebiet und Risiko eines Zeckenstichs. Gefährdet sind also Menschen, die in der Natur aktiv sind. Das sind vor allem Menschen ab 35, die etwa joggen oder im Freien arbeiten wie Förster. Es sind aber auch ältere Menschen, die Pilze oder Beeren sammeln. Zehn bis 15 Prozent der Patienten sind Kinder. "Doch bei ihnen verläuft die FSME meistens relativ milde, allerdings mit einer langen Rekonvaleszenzzeit."

Übrigens erkranken Männer doppelt so häufig wie Frauen an FSME. Das mag daran liegen, dass sie aktiver sind in der Natur. Es wird aber auch mit Unterschieden in der Schweißsekretion erklärt, denn Zecken suchen sich gerne Menschen, die stark transpirieren, als Wirt. Zwei sichere und verträgliche Impfstoffe auf dem Markt

Es gibt zwei Impfstoffe gegen FSME, jeweils als Vakzine für Erwachsene und als Vakzine für Kinder: Encepur® von Chiron Vaccines Behring und FSME IMMUN® von Baxter. Geimpft wird nach dem Schema 0, ein bis drei Monate, neun bis zwölf Monate. Für Encepur® gibt es auch eine Schnell-immunisierung, die etwa nötig wird, wenn jemand last minute in ein Risikogebiet reist: 0, sieben Tage, 21 Tage. Die erste Auffrischung wird dann nach zwölf bis 18 Monaten fällig.

Bei allen Impfschemen sind alle drei [bis 5] Jahre Boosterinjektionen fällig. Diese Dreijahresfrist für die Booster wird in Österreich übrigens gerade überdacht. "Bei jüngeren Menschen ist eine Fünfjahresfrist möglich", so Süss.

Bekanntlich übertragen Zecken nicht nur das FSME-Virus, sondern auch etwa Borrelien. Es gibt etwa 25 verschiedene Zecken-vermittelte Krankheiten. Das Perfide: Zecken können mit mehreren Erregern gleichzeitig infiziert sein.

"Fünf bis zehn Prozent der Zecken haben "Läuse und Flöhe"", sagt Süss. Besonders häufig sei das in Rußland und im Baltikum. In Rußland hätten Forscher in einer Zecke acht verschiedene Erreger gefunden. "Auch wir müssen uns in Zukunft vermehrt auf Mehr- und Mischinfektionen einstellen."

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